Am Mittwoch, den 01.10.2025 haben wir eine weitere Zweigstelle der VOCO in Tartu besucht und wurden tiefer in die Arbeit an Berufsschulen eingeführt. Wir wurden freundlich von Ismail Mirzojev empfangen und durch die Werkstätten und Unterrichtsräume geführt. Es wird deutlich, dass die Estländer*innen sehr stolz auf ihre Berufsschule sind und ihre enge Beziehung zu den Betrieben. Tatsächlich nimmt die Industrie und das Handwerk die Zusammenarbeit sehr ernst und stellt sowohl Lernequipment, als auch Expert*innen, die Kurse in der Schule anbieten und an denen Lehrkräfte teilnehmen können. Dadurch bleiben die Lehrkräfte jederzeit auf dem aktuellsten technischen Stand und leben die engen Verbindungen in die Wirtschaft. Auch reagieren sie aktuell und flexibel auf neue Technologien und stellen ihre Lehrpläne auf die neuen Anforderungen um. So wird bereits Wasserstoff als Antriebsmittel für Autos und die zugehörige Technik unterrichtet, bevor diese auf dem estnischen Markt sind, damit die Lernenden auf zukünftige Erfordernisse vorbereitet sind und innovativ nach ihrem Schulabschluss arbeiten können. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass kein duales System besteht und die Betriebe darauf angewiesen sind, dass die Schulen bestmöglich für sie ausbilden, um ein Training in Job nach dem Abschluss zu vermeiden und Arbeitskräfte direkt einsetzen zu können. Besonders gewinnbringend fanden wir, dass die alten, noch aus der Sowjetunion stammenden Gebäude mit kreativen Lösungen modernisiert wurden. So wurden beispielsweise Decken einfach mit Schallhemmenden Platten abgehangen oder einfache Klassenräume mit berufsbezogenem Mobiliar ausgestattet. Beispielsweise hatten die Logistikklassenräme Schwerlastregale anstelle von den sonst vorhandenen Holzregalen zum Aufbewahren von Lernmaterial. So war jeder Person der Berufsbezug mit geringem Aufwand klar. Die moderne Technik und Ausstattung wird aus mehreren Quellen finanziert. Zum Einen ist die Kommune, zum Anderen sind die Betriebe zuständig und über europäische Projekte werden beispielsweise VR-Brillen mit Lackieranlagen finanziert. Oftmals wird aber auch an Abfallprodukten der Industrie und dem Handwerk gearbeitet. Beispielsweise werden defekte Motoren repariert oder alte Lampen für Schaltkreise verwendet. Auch können sich Kund*innen beispielsweise ihr Auto von den Schüler*innen reparieren lassen und der schuleigene Fuhrpark wird durch aussortierte und von Lernenden reparierte Fahrzeuge aufgebaut und gewartet. Beim Kickertisch und den Tischtennisplatten in den Werkräumen wird auch klar, dass es nicht nur ums Lernen sondern auch gemeinsame Arbeit zu leben geht. Das Schulprogramm hängt überall für Lernende sehr einfach aufbereitet im Schulgebäude und schafft eine weitere Identifikation mit den Werten und Zielen der Schule.







Am Nachmittag wurden wir von Abu Tintera in AI und digital Tools im Einsatz im Unterricht sowie Datensicherheit eingeführt, da dies in Estland durch die Nähe zum russischen Nachbarn ein wichtiges Standbein ist.

Das gemeinsame Abendessen und der Besuch der Brauerei in Tartu bietet den perfekten Abschluss eines sehr gelungenen Netzwerktreffens, welches durch die nun eng entstandenen Kontakte zwischen den Berufsschulen eine gemeinsame europäische Zusammenarbeit und das Planen und Durchführen gemeinsamer Mobilitäten und Job Shadowings zum Ziel hat. Wir bedanken uns sehr bei all unseren Kolleg*innen in unserem Netzwerk BBS Europe, als auch an der VOCO in Tartu für den großartigen offenen und ehrlichen Austausch, die tollen Inspirationen und freuen uns sehr auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.
Morgen früh werden wir uns wieder auf den Weg nach Tallinn machen, um unsere Heimreise nach Deutschland anzutreten. Wir freuen uns schon sehr unseren Kolleg*innen von den vielen tollen Ansätzen zu berichten und diese an unserer Schule umzusetzen!