Die Weisheit des heutigen Tages

Meister Shifu sagt: „Wenn Du denkst, Du weißt alles, ist es ein klares Zeichen, dass Du gar nichts weißt. (…)“

Die Lehren des großen Meisters haben wir heute in Kyoto verinnerlichen dürfen! Nachdem wir uns nach dem Frühstück mit Fabrice trafen, um den Nishiki-Markt zu erkunden, freuten wir uns schon, dass wir die Orientierung in einer Millionenstadt inzwischen beherrschen… Es stellte sich heraus, dass wir uns deutlich zu früh gefreut haben…

Unser Karma hatte uns verlassen. Statt dem angekündigten Sonnenschein, gab es Schnee. So weit so gut, das ließ sich aushalten. Nach dem Nishiki-Markt-Besuch freuten wir uns auf das Café, dass wir am Vorabend kurz vor Schließung entdeckt haben. Dort gab es eine wahnsinnige Auswahl an Keki (Kuchen). Wir fanden es aber nicht wieder, obwohl wir hartnäckig alle Straßen zweimal abliefen! Also kein Kuchen…

Dann haben wir uns erfolgreich ein Taxi gebucht, um in das nächste Hotel zu wechseln. Wir zeigten dem Fahrer die Adresse des Programmplans. Er hat uns prima dort hingebracht. Nachdem wir unsere Pässe vorzeigten, fragte der Portier vorsichtig nach unserer Reservierung… Es stellte sich heraus, dass es nicht nur ein APA-Hotel gibt, sondern es gibt insgesamt sechs und diese sind ganz nah beieinander…

Also schnappten wir unsere Koffer und legten die letzte Meile tapfer zu Fuß zurück. Diesmal mit Erfolg!

Nach dem Einchecken machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu einer riesigen Tempelanlage, den wir auf der Irrfahrt entdeckt haben.

Diesen haben wir immerhin schnell wiedergefunden und der Besuch hat sich wirklich gelohnt! Die monumentalen Holzarbeiten und die Pracht der Altäre waren wirklich beeindruckend. Sie zeigen deutlich die hohe Handwerkskunst der Japaner und ihren Hang zur Perfektion!

Dort trafen wir Meister Shifu und schmulzeten über seine in der Überschrift erwähnte Weisheit. Damit müssen wir ihn wohl verärgert haben…

Wir entschieden uns nämlich eine weitere Tempelanlage zu besuchen und begaben uns zum Busbahnhof. Dort waren wir sehr stolz, auf Anhieb die richtige Buslinie und den richtigen Bussteig gefunden zu haben. Als der Bus kam, stiegen wir in freudiger Erwartung ein. Da wir direkt vor dem Motor saßen, war es auch angenehm warm. Nach einiger Zeit wurden wir etwas stutzig, da wir schon deutlich länger unterwegs waren, als angegeben. Es stellte sich heraus, dass diese Linie einen Ring in beiden Richtungen befährt. Wir haben die falsche Richtung gewählt. Also entschieden wir uns kurzfristig, einen anderen Tempel zu besuchen, der ganz in der Nähe war, weil die Fahrt zum eigentlich gewählten Tempel noch eine Stunde gedauert hätte. Nach kurzem Fußweg haben wir diesen dann auch erreicht. Zielstrebig gingen wir auf den Eingang zu, um dort von einem freundlichen Wärter zurückgewiesen zu werden. Trotz anderer Angabe im Internet war er schon geschlossen. Um noch das Tageslicht auszunutzen, fuhren wir mit einem Taxi in den nahegelegenen Nationalgarten. Eine schöne Anlage mit einem Teich und erstaunlicherweise einem Kranich und einem Falken.

Von dort aus sind wir zu Fuß in Richtung des Nishiki-Marktes gegangen, um ein traditionelles japanisches Restaurant zu finden. Das ist uns ausnahmsweise gelungen und wir haben Sushi und Tempura (in einem Teig frittiertes Gemüse und Meeresfrüchte) probiert. Beides schmeckte ausgezeichnet!

Da es bis zu unserem Hotel relativ weit war und Taxifahren in Japan erschwinglich ist, gönnten wir unseren müden Füßen eins. Wir zeigten dem Taxifahrer unsere Hoteladresse. Er hielt am gleichen falschen! Hotel, wie der Taxifahrer am Mittag und ließ sich auch auf keine Diskussion ein. Also machten wir uns wieder zu Fuß auf den restlichen Weg, denn wir wussten ja schon, wo es lang geht.

Wir beschlossen, in der Hotelbar den Blog zu schreiben. Leider gab es gar keine…

Also schnappten wir uns den Laptop und gingen in ein Café, dass wir vom Nachmittagsspaziergang kannten, mit Blick auf den Kyoto-Tower. Nachdem wir die Bilder alle gespeichert hatten und schon einen Großteil des Textes geschrieben hatten, verabschiedete sich das W-Lan. Nach den heutigen Erfahrungen mit den Lehren Meister Shifus breitete sich eine gewisse Panik aus. Die ganze Arbeit umsonst? Nein, Glück gehabt, es war alles gespeichert. Und eine kleine Notiz am Rande: Hier gab es den ersehnten Schokoladenkuchen.

Fertig geworden sind wir aber doch nicht ganz, weil das Café schloss. Also sitzen wir jetzt im kalten Hotelzimmer, denn die Heizung funktioniert nicht so, wie wir es uns wünschen…

Fazit: Lache niemals über die Lehren des Meister Shifus und verliere nicht den Mut!

Es war trotzdem -oder gerade deswegen- ein schöner, interessanter und lehrreicher Tag!

Vorsorglich besorgten wir uns schon die Zugfahrkarten an einem Automaten im Bahnhof für die morgige Fahrt nach Osaka, um dort unsere Erasmus-Partnerin Aiko Tanaka zu treffen. Mal sehen, wo wir landen und wie lange es wohl dauern wird…

Neuer Tag, neues Glück.

geschrieben von Martin Ossenkopp und Lisa Böhle