Heute hatten wir die besondere Gelegenheit, gemeinsam mit einem lokalen Tischler und ehemaligen Schüler unserer französischen Kollegin verschiedene Baustellen sowie einige seiner gefertigten Werke zu besichtigen. Besonders beeindruckend war sein Stolz auf das eigene Handwerk und die spürbare Wertschätzung gegenüber seiner ehemaligen Lehrkraft. Die enge Verbindung zwischen Lehrenden und Lernenden über viele Jahre hinweg war nicht nur inspirierend, sondern auch ein starkes Zeugnis für die nachhaltige Wirkung guter pädagogischer Beziehungen.
In Gesprächen vor Ort ergaben sich viele interessante Einblicke in den Strukturwandel sowie in die Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftssituation in Deutschland und Frankreich. Ein zentrales Thema war der Fachkräftemangel im Handwerk und die große Herausforderung, für wirtschaftliche Stabilität und Nachwuchs zu sorgen.
Ein besonderes Highlight war der Besuch eines Schlosses, das im 19. Jahrhundert erbaut, jedoch nie vollendet wurde. Es handelt sich dabei weniger um ein echtes Schloss als vielmehr um eine repräsentative Fassade mit einem vorgelagerten Park. Weder König noch Königin haben je in diesem Bau residiert – vielmehr blieb es bei der Idee eines Schlosses. Das Innere ist ein Replikat, das nie zur Gänze umgesetzt wurde. Die Arbeiten unseres französischen Tischlerkollegen an diesem Ort waren umfassend und zeugten von großem handwerklichem Können. Auch das architektonische Konzept des Gebäudes war überaus spannend und regte zum Nachdenken an.
Im weiteren Verlauf des Tages besichtigten wir zusätzliche Baustellen im ländlicheren Umland. Dabei fiel besonders der Unterschied in der Bauweise zwischen Frankreich und Deutschland ins Auge. Aufgrund der milderen Winter und der weniger strengen energetischen Vorgaben in Frankreich wird dort deutlich einfacher gebaut. Dies führte zu einer interessanten Diskussion darüber, ob nicht auch Deutschland von einer vereinfachten Bauweise profitieren könnte – insbesondere im Hinblick auf die drängende Wohnungsbaukrise. Die Frage, ob jedes Bauvorhaben in Deutschland zwingend nach den hohen Standards erfolgen muss, begleitete uns den ganzen Tag.
Abschließend besuchten wir ein altes Weingut, das künftig in Ferienwohnungen und eine kleine landwirtschaftliche Nutzung umgewandelt werden soll. Die Arbeiten an den ehemaligen Weinlagern, Stallungen und Carports waren ebenfalls sehr aufschlussreich. Ein Aufenthalt in einem solchen Projekt könnte für viele Auszubildende im Handwerk eine wertvolle und praxisnahe Erfahrung sein.
Mit großer Vorfreude blicken wir auf den morgigen Besuch der Berufsschule in Cognac, wo wir spannende Einblicke in die Ausbildung der Böttcher erhalten werden.











