
Am Mittwoch durfte ich mit Janni und Ville das Letterpress House in Turku besuchen. Dort werden noch mit alten Blei- und Holzlettern Kleinstauflagen nach Kundenwunsch gedruckt, z.B. Visitenkarten, Einladungen oder Speisekarten für gehobene Restaurants.
Daneben erzählte uns Sakari Männistö aber noch von einem spannenden Projekt, das er gemeinsam mit Frode Helland, einem Grafiker aus Olso/Norwegen durchführt und gerade zum Abschluss bringt: Dem Turku Type Revival.
Dabei haben die beiden nach der typografischen Geschichte Turkus recherchiert. Gestoßen sind sie dabei auf die erste Schrift, die in Finnland jemals gedruckt wurde – aber nur in gedruckter Form. Mit Hilfe u.a. des Gutenbergmuseums haben die beiden schließlich die Wurzeln der Lettern bei einem Lübecker Schriftsetzer gefunden: Johann Nicolaus Thun. Dazu waren mehrere Umwege über verschiedene Auflagen von Schriftmusterbüchern, Zufällen und ähnlichem nötig.
Über Dänemark und Schweden haben Thuns Lettern schließlich den Weg 1729 nach Turku gefunden – zunächst als gebrauchte Lettern aus Schweden, später wurden auch neue direkt aus Lübeck geordert. Durch diese zeitlichen Abstände sind auch kleinere Unterschiede zwischen einzelnen Buchstaben zu erklären, die Männistö und Helland ebenfalls als Varianten der neu erdachten Form umgesetzt haben.
Die Schriftart wurde in Turku viel genutzt, bis zum verheerenden Stadtbrand von 1827, bei dem auch die Holzlettern zerstört wurden.
Heute gibt es dank der Arbeit der beiden Männer wieder Holzlettern der sogenannten „Aura Antikva“, in 24 und in 12 Cidero. Und auch ein digitaler Font wurde erarbeitet. Noch ist dieser nicht öffentlich zugänglich oder zu erwerben und ob das jemals geschieht ist unklar. Männistö kann sich auch vorstellen, die Schrift einzig an die åbo Akademie Universität zu lizenzieren, an der sie in früheren Zeiten bereits genutzt wurde.
Da die ursprüngliche Schriftart nur aus Majuskeln (Großbuchstaben) bestand, haben die beiden Männer eine weitere Schriftart aus gleicher Zeit und gleicher Region recherchiert, die nur aus Minuskeln (Kleinbuchstaben) bestand und ihre eigenen Minuskeln der Aura Antikva an diese historische Vorlage angelehnt.
Weitere Informationen zum Projekt kann man auf der eigenen Webseite nachlesen: Turku Type Revival.




