Nachdem ich den Montag krankheitsbedingt leider aussetzen musste, konnte ich ab Dienstag wieder mit frischer Energie auf der Baustelle am Schloss Nieuil durchstarten. Dort ging es in gewohnter Kulisse weiter mit dem Decken des Daches des alten Pferdestalls – ein Projekt, das nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch einiges an Geduld und Kraft erforderte.
Ziegel für Ziegel
Zunächst ging es an die Vorbereitung der Dachfläche. Wir begannen mit der Konterlattung, einer senkrechten Holzstruktur, die später für die Belüftung zwischen Dach und Unterdeckung sorgt. Darauf folgte die Traglattung – die eigentliche Grundlage für die Ziegel. Beide Lattungen wurden mit einer Naglepistole befestigt, was nicht nur effizient, sondern auch ziemlich beeindruckend anzusehen (und zu hören) war.
Darunter lag bereits die sogenannte Unterspannbahn, ein Vlies, das vor Regen schützt, falls doch einmal Wasser unter die Ziegel geraten sollte.
Bevor das Verlegen beginnen konnte, mussten die Ziegel auf dem Dach verteilt werden, damit dieses möglichst effizient ablaufen konnte.

Mönche und Nonnen auf dem Dach
Gedeckt wurde das Dach mit sogenannten Mönch-und-Nonne-Ziegeln, auch Klosterziegel genannt – eine historische Art der Dacheindeckung, die perfekt zum Schloss passt. Zuerst wird der Nonnenziegel, eine halbrunde Schale, mit der Öffnung nach oben auf die Traglattung gehängt. Bei uns wurde jede dritte Reihe zusätzlich verschraubt, um den Halt zu verbessern.
Dann kam Silikon ins Spiel – gefärbt, um optisch unauffällig zu bleiben. Es wurde auf die Kanten der Nonnenziegel aufgetragen, bevor die Mönchziegel, mit der Öffnung nach unten, darübergelegt wurden. Diese Technik sorgt dafür, dass der Spalt zwischen zwei Nonnenziegeln gut abgedeckt ist. Reihe für Reihe wuchs so das Dach, wie ein Puzzle, das sich langsam zusammenfügt.

Die Herausforderung der Gauben
Das Dach hat zwei Gauben, die zusätzlich gedeckt werden mussten. Dafür wurden zunächst Bretter auf den Dachstuhl genagelt und darauf wieder eine Unterspannbahn mit einer Tackerpistole befestigt – eine Arbeit, die Präzision und Kraft erfordert. Danach folgten die bekannten Schritte mit Traglattung und Ziegeln.

Schneiden der Ziegel am First
Besonders spannend war die Arbeit am First, also dem höchsten Punkt des Dachs, wo die Ziegel von beiden Seiten zusammentreffen. Damit sie dort ordentlich aufliegen, mussten sie mit einer Flex geschnitten werden. Die abgesägten Stücke dienten dann als Unterlage, damit die oberen Ziegel eine gerade Linie bildeten. Diese Arbeit sah besonders beeindruckend aus.

Wasser marsch – aber in die richtige Richtung
Zum Schluss ging es noch darum, das Regenwasser in geordnete Bahnen zu lenken. Ich durfte meinem Kollegen Joséf zur Hand gehen, der diese Aufgabe mit bewundernswerter Routine erledigte. Metallplatten wurden genau abgemessen, winklig gebogen, zugeschnitten, festgenagelt und sogar gelötet – ein kleiner Ausflug in die Blechbearbeitung, der mir völlig neue Einblicke in das Dachhandwerk verschaffte.

Drei Tage auf dem Dach klingen nach harter Arbeit – und das war es auch. Aber es war ebenso erfüllend. Jeder Handgriff hatte seinen Sinn, jedes Werkzeug seinen Zweck, und am Ende entstand eine Dachfläche, die unter der warmen Sonne Frankreichs einfach wunderschön aussah.
Nicola Hackspiel