Heute Abend durfte ich zusammen mit Juan Pablo aus meiner Gastfamilie bei seinem Karatetraining dabei sein. Es handelt sich um Kyokushin-Karate. Dieser von Õyama Masutatsu ins Leben gerufene Stil von Karate wird im Vollkontakt gekämpft, was Kyokushin zu einem der härtesten Karatestile macht. Viele Techniken der Selbstverteidigung finden ihren Ursprung in diesem Stil, was natürlich sehr nützlich sein kann.
Um 6 Uhr sind wir zum Training gefahren. Nachdem ich mich dem Sensei (Trainer) und der Gruppe kurz vorgestellt habe, wurde das Training mit einer Zeremonie eröffnet, bei der man sich auf den Boden kniet und mit geschlossenen Augen einem sich beschleunigenden Trommelschlag lauscht.
Anschließend ging es auch gleich los mit ein paar Aufwärmübungen und der ersten Lektion. Dabei haben wir schrittweise eine bestimmte Abfolge von Schlägen einstudiert. Es war gar nicht so einfach, sich zu merken, wann welcher Fuß bei welchem Schlag vorne ist und diese Abfolge dann auch umzusetzen. Man muss dabei hochkonzentriert sein und sehr auf das Gleichgewicht und seinen Körperschwerpunkt achten, um die Bewegungsabläufe ausführen zu können.
Ich hatte das Glück, dass ich auch beim 1 gegen 1 Kampftraining dabei sein konnte, was nur einmal die Woche am Freitag stattfindet. Wir haben Zweiergruppen gebildet und regelmäßig den Partner gewechselt. Die Trainingsgruppe ist sehr durchmischt: Von Anfänger bis mehrfacher Champion bei internationalen Wettkämpfen und von 7-jährigem Kind bis Erwachsener ist alles vertreten. Was ich großartig finde ist, dass man sich immer mit Respekt begegnet und man sehr fair miteinander kämpft. Vor und nach jedem Kampf zeigt man diesen Respekt auch mit einer Verbeugung und dem Grußwort „Oss“, was auch Karateka genannt wird.
Nach dem Kampftraining haben einige aus der Gruppe verschiedene Disziplinen des Karate vorgeführt. Darunter war unter anderem Kenjutsu, die Kunst des Schwertkampfes, bei der das Katana mit einem Holzstock ersetzt wurde und der Schattenkampf, bei dem man gegen einen imaginären Gegner kämpft.
Mit der selben Zeremonie vom Anfang wurde das Training dann auch wieder beendet. Wir haben uns dann noch zu einem Gruppenfoto zusammengestellt und uns verabschiedet.

Es war ein intensives Training, bei dem man echt aus der Puste gekommen ist und welches mir unfassbar viele neue Eindrücke beschert hat. Ich bin sehr dankbar für diese neue Erfahrung.